Mit seinem Artikel vom 14.7.2016 berichtete der Spiegel zusammen mit der Firma Correctiv GmbH darüber, welche Zuwendungen Ärzte von der Pharmaindustrie erhalten haben sollen. Der Spiegel berichtete sehr tendenziös und schrieb z.B. wörtlich:
„In der Fachzeitschrift “Plos One” hat Lieb eine Untersuchung veröffentlicht, die zeigt, dass Ärzte, die häufig Pharmareferenten empfangen, auch mehr Medikamente verschreiben. “Dazu kommt, dass Ärzte, die auf pharmagesponserte Fortbildungen gehen, im Schnitt höherpreisige Präparate verordnen.” Zudem betonten industrienahe Ärzte die Vorteile von Medikamenten und neigten dazu, Risiken herunterzuspielen. “Für all diese Erkenntnisse gibt es mittlerweile eine ganz gute Datenbasis”, sagt Lieb.“
Zusätzlich veröffentlichte der Spiegel eine Liste bzw. eine Datenbank von Ärzten, in der ausgeführt wurde, dass Ärzte Zuwendungen der Pharmaindustrie erhalten hätten; der Spiegel stellte es aber so dar, als wenn tatsächlich Beträge in Geld geflossen wären. Oft waren es aber z.B. lediglich rechtmäßige Vortragsteilnahmen zur Fortbildung der Ärzte. Diese tendenziöse Darstellung führte dazu, dass Ärzte, sofern man z.B. über Google die Begriffe „korrupte Ärzte und den Namen eines Arztes “eingibt, häufig auf der ersten Seite der Google-Suche mit der vermeintlichen Zahlung der Pharmaindustrie erscheinen. Diese Auswüchse sind geradezu skandalös und diffamieren sowohl den einzelnen Arzt als auch die gesamten Mediziner in Deutschland. Dagegen wehrt sich der Verein für Therapiefreiheit für Ärzte e.V. vehement.
An diesen Verein wandten sich bereits über 100 klagewillige Ärzte, die um ihr Recht der medialen Richtigstellung kämpfen. Dipl. med. Berndt, der Vorsitzende des Vereines, ruft alle betroffenen Ärzte auf sich dieser Initiative unter www.therapiefreiheit.org anzuschließen. Der Verein hat für alle Ärzte eine kostenschonende Strategie gegen die tendenziöse Berichterstattung entwickelt.
Interview von TFAE mit dem Vorsitzenden des Vereines, Dipl. med. Berndt, zum Spiegelartikel vom 14.7.2016 „Pharmalohn für Ärzte“
TFAE:
Herr Berndt, was stört Sie an der Darstellung des Spiegels?
Dipl. med. Berndt:
Der Spiegel hat schon unter einer fragwürdigen Überschrift „Pharmalohn für Ärzte: Vielen Dank für Millionen“ eine Tendenz in die Diskussion gebracht, die Ärzte als geldgierige Subjekte darstellt. Diese Ansicht geht aber völlig an der Sache vorbei. Vielmehr bilden sich Ärzte in ihrer Freizeit zum Wohle des Patienten fort, um gerade Innovationen sachgerecht medizinisch indiziert einzusetzen. Dazu tragen gerade z.B. die Fortbildungen der Pharmaindustrie bei. Dass die Pharmaindustrie ihre Zwecke des Marketings verfolgt, ist in Anbetracht des Nutzens für den Patienten zu vernachlässigen.
TFAE:
Haben Sie beobachtet, dass Patienten aufgrund der Berichterstattung misstrauischer geworden sind?
Dipl. med. Berndt:
Dies beobachten wir zunehmend; vor allen Dingen dann, wenn wir Medikamente verordnen, die zwingend notwendig sind, der Patient aber etwas mehr dazuzahlen muss. Dann fallen schon mal so Kommentare wie: „wieviel Provision bekommen Sie von der Industrie?“
TFAE:
Schränkt die Berichterstattung des Spiegels Ihre Therapiefreiheit ein?
Dipl. med. Berndt:
Natürlich werden in der täglichen Arbeit belastet. Zumal wenn jede Handlung von der Presse beäugt, hinterfragt und unsachlich kritisiert wird.
TFAE:
Ist der Verein gegen eine Transparenz?
Dipl. med. Berndt:
Transparenz ist wichtig. Korruption gehört bekämpft. Aber Ärzte unter einen Generalverdacht zu stellen, wie es der Spiegel versucht, ist der Sache wenig dienlich. Tendenziöse Berichterstattung gehört genauso ausgemerzt wie Korruption.
TFAE:
Was tut der Verein gegen falsche Berichterstattung?
Dipl. med. Berndt:
Jede falsche Berichterstattung gehört zunächst bekämpft. Insbesondere ist die Öffentlichkeit über eine gefärbte Berichterstattung aufzuklären. Natürlich kommen wir von unserem Verein nicht medial gegen den Spiegel an. Deshalb wollen wir alle juristischen Möglichkeiten ausschöpfen, um die Medien wieder auf den Boden einer vernünftigen Diskussion zurückzuholen. Möglichst viele Kollegen sollen sich unserer Initiative anschliessen. Auch die Pharmaindustrie, die den Stein hier ins Rollen gebracht hat, kann sich hier ihrer Verantwortung nicht entziehen.
TFAE:
Wir danken Ihnen für Das Gespräch.